Rekonstruktionsmodelle Römertore

Vergleichende Rekonstruktion zweier Römertore aus früh- und spätrömischer Zeit

Wiewohl der Grundriss der Rekonstruktionsmodelle beider Römertore auf die konkreten Befunde am Straubinger Ausgrabungsort bezogen ist, handelt es sich bei dem Doppelobjekt um eine vergleichende Prinzipdarstellung, in der zwei verschiedene wehrtechnische Typologien einander gegenübergestellt sind:

Hier die pionier- und feldmäßige Fortifikation durch eine Holzkonstruktion mit Palisadenzaun auf leichtem Wall hinter einfachem Graben, dort die schwere, dauerhafte Konstruktion aus Natursteinmauerwerk mit Doppelturm und Mauer mit repräsentativem Gestus.

Überdenkt man die durch beide Objekte aufgespannte Entwicklung, entdeckt man nicht nur eine über den getriebenen und zur Schau gestellten Aufwand ablesbare Verfestigung von Herrschaft, sondern zugleich deren fortschreitende Bedrohtheit und Infragestellung, wenn man die über die Jahre anwachsende Zahl von Gräben zum Maß nimmt.

Aussagekraft

Auch wenn für viele markante Entscheidungen, von der Entwicklung der Kubatur in der Höhe bis hin zu weiteren Präzisierungen, Referenzen als Beleg bemüht wurden, entsteht jenseits der Ungesichertheit des Details in der vergleichenden Gegenüberstellung eine übergeordnete, strukturelle Gültigkeit und Richtigkeit der Aussage.

Gestalt der Rekonstruktionsmodelle

Bestimmte vor Beginn der Arbeit das Bild einer Architekturdarstellung, die zwei unterschiedliche Konstruktionen von Torbau einander gegenüberstellt, die Vorstellung vom Modell, so verschob sie sich mit fortschreitendem Arbeitsverlauf immer stärker hin zum Bild der Darstellung zweier Landschaftsausschnitte, in denen Architektur und Landschaft engst verwoben sind.

Plastisch gesehen verschränken sich Annäherungshindernisse im Boden (Gräben) mit solchen über dem Boden (Wall, Mauer). Trotzdem wurde dem Torbau als Aufmerksamkeitshöhepunkt am hinteren Schwerpunkt jeder Platte, die als blockhaftes Sockelvolumen gestaltet ist, das prominente Birnbaumholz zugeordnet, wodurch er auch zusammen mit dem Grad seiner Detaillierung eine steigernde Hervorhebung erfährt.

Darstellungstypologie

Beide Modellobjekte zeigen eine rundumsichtige Darstellung, die an den Längsseiten eine zum Verständnis des Themas wichtige Schnittdarstellung anbietet.

Querverweise

Eine Toranlage des Mittelalters im gleichen Maßstab haben wir für die Stadt Freising gebaut. An Befestigungen haben wir für die Staatliche Verwaltung der Bayerischen Schlösser, Gärten und Seen Modelle der Plassenburg in Kulmbach und der Trausnitz in Landshut im Maßstab 1:400 gebaut.

Eckdaten

ORT
Gäubodenmuseum Straubing / Dauerausstellung zur römischen Epoche (bei militärtechnischen Entwicklungen)

MASSSTAB
1:100

MASSE
Holztor: 58,2 x 30,3 x 15,0 cm (L x B x H)
Steintor: 58,2 x 30,3 x 15,8 cm (L x B x H)

MATERIAL
Birnbaumvollholz, MDF, Spanplatte, Buchensperrholz

AUSFÜHRUNG
2004

FERTIGUNGSUMFANG
160 h

AUFTRAGGEBER
Gäubodenmuseum Straubing

BEARBEITER
Gerhard Wandinger

FOTOS
sehen + verstehen, München

gaeubodenmuseum.de