Andachtsraum in einem Kloster

Anlass

Um trotz kleiner werdender Zahl weiterhin die Nähe einer klösterlichen Gemeinschaft leben zu können, zogen sich die Schwestern aus der Weitläufigkeit ihrer Anlage auf einen kleineren Bereich im Obergeschoß zurück. Damit wurde für die Eucharistiefeier und das mehrfach tägliche Chorgebet die Gestaltung eines neuen Andachtsraums nötig.

Vergangenheit und Gegenwart im Gespräch

Der Raum wird neben den von der barocken Architektur vorgegebenen Merkmalen (Fensterausbildung, Deckenform, Raumnische) von Kunstgegenständen und Glaubenszeugnissen aus der Geschichte des Klosters geprägt. Ergänzt ist er um ein notwendiges Beiwerk, das von uns stammt. Die richtige Balance und ein inspirierende Miteinander zu finden für den (weitgehend) historischen Raum, die ausgesuchten historischen Objekte und die Eingriffe von heute, war uns ein besonderes Anliegen.

Konzentration und Spiritualität

Wir wollten einen Ort schaffen, der über seine Konzentriertheit in der Gestaltung einstimmt und ausrichtet auf ein spirituelles Geschehen und eine geistige Erfahrung, wie sie im Gebet möglich wird. Äußere Konzentration mit innerer in der Folge erschien uns die richtige Herangehensweise.

Rundheit in der Wahrnehmung

Am Ende längeren, unübersichtlichen Suchens und anlässlich einer probeweisen vollständigen Präsentation aller Ausstattungselemente sprach die Priorin einmal erstaunt von einer erlebbaren „Rundheit“ des Raums, die sie mit einer entsprechenden Körperbewegung unterstrich. Alle spürten, dass wir am Ziel waren.

Verschmelzung aller Elemente

Wandschale, Mobiliar und Ausstattung haben wir versucht zu einem Raum-Bild zu verschmelzen. Mit im Ergebnis unterschiedlichen Facetten und Gestimmtheiten in verschiedenen Richtungen des Raums: stärker barock festlich beim Blick nach hinten auf den goldgerahmten Bilderschmuck; zerklüfteter, auch karger vorne, bestimmt von skulpturaler und plastischer Wirkung und über die liturgischen Orte mit Verweis auf die hier stattfindende liturgische Handlung. Das alles (und mehr) ist im Raum miteinander verwoben.

Raumbildende Bezüge

Das Lamellen-Motiv und das Band der Kreuzwegbilder auf der gegenüberliegenden Seite sind wichtige Mittel der Bindung. Sie spielen über die einzelne Wandseite hinweg und verknüpfen so Wände zu einem panoramaartigen Szenario.

Planen und Probieren

Zur Klärung grundsätzlicher Fragen haben wir uns lange auf die Aussagekraft unseres Modells (M1:20) verlassen und so auch mit den Schwestern kommuniziert. Für manche Ausstattungsstücke (Ambo, Altar, Wandkonsole, Weihwasserschale) und ihre Dimensionierung gab es vorbereitende 1:1 Modelle. Bei der Ausstattung mit anfangs noch unbekannter Kunst haben wir schließlich v.a. durch praktisches Ausprobieren nach Lösungen gesucht.

Umfang der Aufgabe

Zum Aufgabenumfang gehörten neben den grundlegenden Überlegungen zur räumlichen Ordnung
die Raumschale mit Boden, Wand und Decke, die Möblierung mit der Gestaltung der Tabernakel-Nische, der liturgischen Orte Ambo und Altar, der Fensternischen sowie der Gäste-Bank, die Ausstattungselemente Ewiges Licht, Weihwasserschale, Figurenkonsole und Liedanzeige, dazu die Auswahl der künstlerischen Ausstattungsobjekte, ihre Einbettung und Platzierung, und alles, was mit Licht, Beleuchtung und Sichtschutz zu tun hat.

Eckdaten

AUFTRAGGEBER
Konvent der Dominikanerinnen

ORT
Kloster Bad Wörishofen

AUFGABE
ganzheitliche Gestaltung eines Andachtsraums

AUSFÜHRUNG
2022/24

ENTWURF UND REALISIERUNG
Peter Götz und Elisabeth Lukas-Götz

FOTOS
Elisabeth Thoma (Foto 6) / sehen+verstehen



PROJEKTPARTNER
Holzwerkstatt Jochen Dreckmann, München
Schreinerei Heike Steinerstauch, Olching
Berufsbildungswerk München, Michael Forsthuber
Schreiner Harry Marten, Bad Wörishofen
Feinmechanik Nikolaus Haase, Olching
u.v.a.