Modell Neues Schloss Bayreuth

Der Gegenstand und seine Darbietung

Beim sogenannten Neuen Schloss handelt es sich um eine nach dem Brand von 1753 in Auftrag gegebene Überformung bestehender Einzelgebäude zu einem geschlossenen, einheitlich anmutenden Bauwerk. Die Lage der vormaligen Gebäude mit ihren Fugen kann man sich durch Lichtlinien auf der Fassade des neuen Baus anzeigen lassen.
Das Modell präsentiert das bauliche Ensemble im Zentrum einer querrechteckigen Grundplatte als Objekt, das mit zwei Gesichtern zwei unterschiedliche vorgelagerte Räume voneinander trennt. Auf der Stadtseite erkennt man den steinernen Residenzplatz mit dem Markgrafenbrunnen, auf der Gartenseite den Ehrenhof als Teil einer ersten, das Schloss begleitenden Gartenschicht.

Gestaltung und Wirkung

Durch die besondere Sorgfalt bei der Holzwahl entsteht eine für Holzmodelle ungewohnte Präzision der architektonischen Darstellung und Detaillierung und durch die Gleichmäßigkeit des Holzbilds eine nahezu monolithische Wirkung der Baukörperskulptur. Kein Gedanke an das vielfältige Zusammengesetztsein der vielfach profilierten Fassaden schmälert den Genuss.
Die (naturwidrige) rötliche Einfärbung der Bäume auf der Gartenseite soll nicht nur eine engere Bindung an die architektonischen Elemente der Darstellung herstellen, sondern dem Objekt als Ganzem einen eigenen, festlichen Charakter verleihen.

Sowohl Abbildung als auch eigenständiges Objekt

Modelle bewegen sich im Spannungsfeld, selbst Gegenstand mit eigenem Charakter zu sein und zugleich auf einen anderen, abwesenden Gegenstand zu verweisen, den sie darstellen. Beide Ebenen sind ineinander gelegt. Beim Vergleich mit der zeitverwandten Darstellung von Schloss und Hofgarten Veitshöchheim wird deutlich wie stark die gewählten, reduzierten „sprachlichen“ Darstellungsmittel bei der inhaltlichen Aussage mitwirken und atmosphärisch die Wahrnehmung mitprägen.

Kommunikation auf mehreren Ebenen

Das Modell des Neuen Schlosses Bayreuth ist ein seltenes Beispiel eines klassischen Anschauungsmodells, das zusätzliche baugeschichtliche Informationen auf interaktivem Weg bereitstellt. Der unbeleuchtete Lichtleiter aus klarem Acrylglas fügt sich in den Bauwerkskörper unauffällig ein. Und die interpretierende Legende aus Papier, die über die Bedeutung der Lichtstreifen auf der Architekturdarstellung aufklärt, liegt einfach unprätentiös vor dem Modell.

Eckdaten

ORT
Dauerausstellung des Wilhelminen-Museum im Neuen Schloss Bayreuth

MASSSTAB
1:200

MASSE
ca. 105 x 75 x 10 cm (B x T x H)

MATERIAL
Grundplatte Ahorn, Gebäude Birnbaum, Lichtleiter aus farblosem Acryl

AUSFÜHRUNG
2003

FERTIGUNGSUMFANG
850 h

AUFTRAGGEBER
Staatliches Hochbauamt Bayreuth im Auftrag der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

BEARBEITER
Markus Möslein, Gerhard Wandinger

FOTO
sehen + verstehen, München, 16.1.2021

bayreuth-wilhelmine.de