Das Geranienhaus in Nymphenburg von Sckell

Anlage und Funktionsweise des Pflanzenhauses durch den Blick ins Innere verstehen

Die charakteristische, gestreckte Anmutung von Gewächshäusern ist im Modell des Geranienhauses auf einen schmalen Ausschnitt mit wenigen Achsen zurück genommen. Das Hauptaugenmerk liegt auf den seitlichen Einblicken, die durch Aufschnitte des Gebäudes zu beiden Seiten möglich sind. Zu sehen ist rechts ein Stück des giebelbekrönten herrschaftlichen Mittelbaus, durch den die Gebäudeanlage betreten wird, und links im Anschnitt einer der Pflanzenräume, den es in gespiegelter Form in der symmetrischen Anlage auch auf der rechten Seite gibt.

Die funktionellen Eigenschaften des Pflanzenraums

Im Zentrum liegt das in den Boden eingesenkte, von zwei Seiten zugängliche, warmhaltende Lohbeet, in das die kälteempfindlichen Pflanzen der königlichen Sammlung eingebettet waren. Das durchgängige hohe Fensterband mit seiner geschuppten Verglasung sichert reichliche Lichtzufuhr und die lichtlenkende, gekrümmte weiße Decke versorgt auch die fensterabgewandte Seite des Beets noch mit ausreichend viel Licht. Dazu gibt es umgekehrt (im Modell verschwiegene) Verschattungsmöglichkeiten an den Fenstern zur Licht- und Wärmedosierung, das Ausstellen der Fenster ermöglicht Luft- und Feuchtigkeitsaustausch.

Bemerkenswert ist eine den Hauptraum begleitende zweite, niedrigere Raumschicht, von der aus die gusseisernen Öfen im Gewächshausraum bedient werden konnten. Sckell hat sie – in dieser Weise damals neuartig – als gut zugängliche Raumluftheizung vorgeschlagen, um mit ihr die Temperierung auch in den kühleren Jahreszeiten zu gewährleisten. Anzunehmen ist, dass die rückseitigen Verbindungsgänge auch zur Lagerung des zur Beheizung notwendigen Holzes genutzt wurden.

Maßstab und Materialdarstellung im Modell

Der Maßstab ist so gewählt, dass die gezeigten Eigenschaften nicht nur entspannt wahrgenommen werden können, sondern das Modell dem Betrachter in der Größe so gegenüber tritt, dass es nicht als Verniedlichung empfunden wird. Bei den Darstellungsmaterialien findet wegen der frappierenden Überzeugendheit im Lohbeet und bei der Darstellung des Brennholzes echtes Holz als Werkstoff Verwendung. Alles andere ist materialfremd über Farbgebung „vorgetäuscht“.

Grundlage und Umsetzung

Weil das 1816 errichtete Bauwerk nicht unverändert erhalten ist, orientiert sich das Modell an den erhaltenen Planunterlagen aus Sckells Hand. Zur Begrenzung des Aufwands wurden jedoch einige Eigenschaften verschwiegen. Dazu gehört die herrschaftliche Deckengestaltung im Eingangsraum, die rückseitige Konstruktion der lichtlenkenden Decke des Gewächshauses und die dachseitige Holzschindeldeckung. Auf eine Inszenierung des Bauwerks mit Figuren oder Pflanzen wurde aus grundsätzlichen Erwägungen verzichtet.

Eckdaten

AUFTRAGGEBER
Staatliche Verwaltung der Bayerischen Schlösser, Gärten und Seen, Gärtenabteilung

MASSSTAB
1:33,3

MASSE
L x B x H: 45,0 cm x 22,5 cm x 33,2cm

MATERIAL
Polyurethanhartschaum und Acrylglas, beide lackiert und bemalt, dazu gespaltenes Pappelholz und Spanplatte

AUSFÜHRUNG
2023

FERTIGUNGSUMFANG
120 h

BEARBEITER
Peter Götz, Gerhard Wandinger

GRUNDLAGE
Historische Planunterlagen von Sckell

FACHLICHE BETREUUNG
Vera Wesinger, Kurt Grübl

FOTOS
sehen+verstehen