Fassadenmodell der Cadolzburg um 1945
Zerstörung – ein ungewöhnliches Thema für ein Modell
Ist normalerweise die Aufgabe für den Modellbauer ein unversehrtes, handwerklich makelloses Modell herzustellen, war hier genau das Gegenteil der Fall: Es sollte ein Gebäude in seiner Zerstörtheit gezeigt werden. Zumindest ein exemplarisches Teil davon, die Fassade des Neuen Schlosses mit ihren bis dahin berühmten prächtigen Erkern.
Ein in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieg ausgebrochener Brand führte zur Zerstörung einer die Jahrhunderte unversehrt überdauernden Anlage.
Das Modell markiert also die schmerzlichste Wendung in der Geschichte des Bauwerks mit Verlusten, die hingenommen und baulich nicht mehr ersetzt werden konnten. Deshalb hat man im Rahmen der neuen Ausstellung auch als Ersatz und Vorstellungshilfe für den verlorenen Erkersaal ein entsprechendes Guckkastenmodell bauen und eine digitale Animation entwickeln lassen.
In Szene gesetzte Zerstörung als Antwort
Das Modellobjekt wurde zunächst so gefertigt, als wäre es später unversehrt zu zeigen.
Es besteht aus zwei hintereinanderliegenden Massivholzschichten, die in einer Nut-und Federkonstruktion miteinander verbunden sind und sich frei aneinandervorbei bewegen können, um so zu verhindern, dass sich die Fassade mit ihrer liegenden Holzrichtung ballig verformt mit ungünstiger Auswirkung z.B. auf den applizierten Erker.
Die Anbringung der Spuren der Zerstörung war für die Werkstatt Neuland und erfolgten in einem behutsamen Prozess vieler Schritte mit Schnitzeisen, Raspeln und anderen Hilfsmitteln. Tatsächlich bedarf es geeigneter Ausleuchtung, um eine gute, überzeugende Wirkung zu erzielen.
Eine rudimentäre Darstellung mit den Ansätzen der Raumbildung gibt es auf der Rückseite des Modells, von dem unklar war, ob es später nicht auch freistehend und damit allsichtig aufgestellt wird.
Eckdaten
ORT
Burg Cadolzburg in Cadolzburg
MASSSTAB
1:20
MASSE
74,0 x 13,0 x 65,0 cm (B x T x H)
MATERIAL
Birnbaum massiv, Gitterdarstellung Metall
AUSFÜHRUNG
2015
FERTIGUNGSUMFANG
ca. 250 h
AUFTRAGGEBER
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
anlässlich der neuen Dauerausstellung ab Juni 2017
BEARBEITER
Peter Götz, Gerhard Wandinger
GRUNDLAGE
Fotografischen Dokumenten nachempfundener Fassadenzustand
FOTOS
sehen + verstehen, München